Diese Frage stellen sich natürlich viele Passanten und Besucher, wenn Sie zum ersten Mal vom Frankensteins Klemmbaustein Museum hören…
Daher hier ein kurzer Überblick zur Worterklärung:
„Klemmbausteine“ (manchmal auch Noppensteine gennant) sind ein Gattungsbegriff für Bausteine (meist aus Kunststoff) die zusammengefügt werden können und dann selbständig (durch Verklemmen von Hohlräumen und Noppen) im Verbund halten. Je nach Konstruktion und Hersteller ist die sog. „Klemmkraft“ (also die Haltbarkeit des Verbunds) größer oder kleiner.
Aber ist das nicht LEGO? Ja – und nein – die LEGO Steine (ein geschützter Markenname) sind die berühmtesten Vertreter der Klemmbausteine und dürften den allermeisten Erwachsenen noch aus der Kindheit bekannt sein. Seit einigen Jahren (manche Hersteller sind auch schon viel länger dabei) gibt es jedoch eine Menge an Alternativen. Die meisten davon sind mit LEGO kompatibel, d.h. LEGO – und „Nicht“-LEGO Steine können mit eineinander verbaut werden.
Warum heißt es dann nicht „LEGO-Museum“? Die Firma LEGO betreibt derzeit sehr viel Aufwand mit Hilfe von Rechtsmitteln, um zu verhindern, dass die Marke „LEGO“ als Gattungsbegriff (wie z.B. Tempo-Taschentücher) in den allgemeinen Sprachgebrauch übergeht. Daher unterwerfen wir uns auch dieser Trennschärfe, da wir im Museum sowohl LEGO, als auch alternative Klemmbausteine verwenden.
Welche Vorteile bieten die „alternativen“ Klemmbausteine gegenüber LEGO?
Das kommt natürlich auf den Hersteller an – hier gibt es preisliche und qualitative Unterschiede und natürlich unterschiedliche Sortimentspolitiken. Manche Hersteller, z.B. Cobi haben sich weitestgehend auf möglichst wirklichskeitsgetreue militärische Modelle spezialisiert – ein Segment, welches LEGO strikt nicht bedient.
Die meisten Hersteller sind vom Teilepreis her deutlich günstiger als LEGO – natürlich spielen auch hier die Setgrößen, Themen und Lizensierungen eine Rolle – Spielsets für Kinder sind teilweise zwischen 40% und 60% preiswerter als der Marktführer.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Teileverfügbarkeit – LEGO selbst ermöglicht es dem Handel nicht direkt über LEGO einzelne Steine zu verkaufen. Zwar verkauft LEGO in eigenen Stores, Online oder auch im Werksverkauf einzelne Teile, aber auch hier wechselt das Sortiment und die Verfügbarkeit.
Einzelne Steine in ausreichend großer Zahl zu bekommen ist aber für Klemmbaustein-Bauer, die gerne eigene Kreationen entwerfen und umsetzen wollen (sog. MOCer – my own creation) eine große Herausforderung. Hier hat der alternative Klemmbaustein Markt mit kompatiblen Steinen interessante neue Möglichkeiten für Designer und Baumeister, die frei bauen möchten gebracht. Auch die Verfügbarkeit von Zubehör wie Schienen, Bau- und Straßenplatten in verschiedenen Farben und Größen ist seit einiger Zeit sehr viel besser geworden.
Dürfen die das denn überhaupt?
Wer sich mit der Thematik beschäftigt kommt zwangsläufig schnell zu der Frage – ist das den überhaupt erlaubt? Dürfen andere Hersteller „LEGO“ Steine „nachmachen“?
Kurze Antwort JA – das Patent für die grundsätzliche Funktion der Steine ist seit langem ausgelaufen und auch alle rechtlichen Versuche seitens LEGO dies zu verhindern sind gescheitert. Alternative Klemmbausteine die mit LEGO kompatibel sind, sind grundsätzlich legal!
ABER: natürlich gibt es Einschränkungen… LEGO entwickelt natürlich laufend auch neue Teile und versucht diese einzeln zu schützen. Hier laufen dann natürlich neue Streitigkeiten an. Dies betrifft aber prozentual nur einen minimalen Teil der Bauteile.
Interessanter wird es bei den Sets – natürlich sind gerade findige Firmen aus Fernost (wie z.B. LEPIN) auf die Idee gekommen LEGO Sets (also Baukästen mit definierten Teilen und Anleitung) komplet nebst Packung direkt zu kopiern. Teilweise waren die Sets bereits mit dem Marktstart von LEGO direkt als Plagiat verfügbar. Dagegen hat sich LEGO (zurecht) direkt in China vor Gericht erfolgreich gewehrt.
Seriöse Hersteller entwickeln daher inzwischen eigene Sets und Bauanleitungen und versuchen durch eigene Kreativität und ein gutes Preis/Leistungsverhältnis zu überzeugen. Meist bekommt man auch deutlich größere Teileanzahlen als bei LEGO bei großen Sets.
Hier hat sich allerdings ein neues Problem ergeben. Im Internet gibt es zahlreiche Baumeister die slebst eigene Modelle entwerfen und die Bauanleitung für ein paar Euro oder Dollar dafür verkaufen. Diese MOCs (my own creations) wurden und werden teilweise auch von den Herstellern einfach – und ohne um Erlaubnis zu Fragen – in kommertielle Sets verwandelt. Leider ist es hier auch für Händler nicht einfach möglich zu prüfen ob und unter welchen Umständen die Anleitungen lizensiert wurden.
Und dann gibts da ja noch die Minifiguren…
Was ist mit der LEGO Minifigur?
Die LEGO Minifigur ist bei Sammlern teilweise sogar ein eigener Themenbereich im Klemmbaustein-Universum. LEGO hat bis heute zehntausende verschiedene Versionen der LEGO Minifigur herausgebracht wobei die grunsätzliche Konstruktion und Proportion über Jahrzehnte unverändert geblieben ist. Lediglich Gesichtsausdrücke, Aufdrucke, Zubehör, Frisuren und anderes mehr ist in unzähligen Varianten verfügbar (oder manchmal auch nur sehr selten in geringer Stückzahl erschienen).
Derzeit ist die LEGO Minifigur als sog. 3D-Marke rechtlich geschützt und bietet damit eine Angriffsplattform auf andere Hersteller, die versuchen ebenfalls ähnliche oder kompatible Klemmbaustein-Figuren im Markt zu platzieren. Diese Strategie geht bis jetzt recht gut auf, da es bisher keine von LEGO akkzeptierte Minifigur gibt, die es mit der LEGO Version aufnehmen kann. Alle vernüftigen Alternativen sind momentan Teil der rechtlichen Auseinandersetzung, so dass in diesem Bereich momentan tatsächlich praktisch nur auf den Marktführer zurück gegriffen werden kann.
Wie sind wir zu der ganzen Thematik positioniert?
Grundsätzlich haben wir für unser Museum die Entscheidung getroffen ein herstellerübergreifendes Sortiment im Shop, sowie auch in der Ausstellung zu pflegen. Wir haben daher sowohl LEGO als auch zahlreiche Alternativen im Verkauf, von denen wir Qualitativ überzeugt sind.
In der Ausstellung sind ebenfalls originale LEGO Sets und Bauteile im Einsatz genauso wie Produkte von anderen Herstellern. Gerade bei der Teile Beschaffung für eigene Bauten und die Landschaftsgestaltung sind wir sehr häufig aus Gründen der Verfügbarkeit und nicht zu letzt der Kosten ausgewichen auf gute Alternativen…
In der Community der Klemmbaustein/LEGO Fans ist es leider seit einiger Zeit zu vermehrter Unruhe und teilweise auch zur Spaltung in verschiedene Lager gekommen. So gibt es eine Seite, die weiter fest darauf besteht nur und ausschließlich mit LEGO Teilen zu bauen und nur LEGO Sets zu kaufen. Das Gegenteilige Lager lehnt dagegen die Firma LEGO aufgrund ihrer Rechts-, Sortiments- und Preispolitik vollständig ab und verlagert sich nur noch auf Alternativen.
Wir finden, wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte! Wir möchten diesen unnötigen Graben überwinden und sind für eine friedliche Co-Existenz von LEGO und nicht-LEGO Produkten. Wir haben in unserer Kindheit und Jugend viel Freude mit den Classic-LEGO Sets gehabt und der Grundstein für die heutige Faszination „Klemmbaustein“ kommt noch von damals. Dieser Verdienst gebührt definitiv dem Marktführer und selbst der hartgesottenste LEGO Gegner wird weich, wenn er mit den Lieblingen seiner Kindheit konfrontiert wird.
Im Gegenzug ist die Entwicklung die der Konzern LEGO heute genommen hat kein ausschließlich Guter… Gewinnmaximierung, teilweise nachlassende Qualität, andauernde Rechtsstreitigkeiten mit Mitbewerbern und eine gewisse Beratungsresistenz haben LEGO viele Sympatien gekostet. Gleichzeitig haben viele alternative Hersteller ihre Ohren direkt am Markt und versuchen zielgenau die Fans neu zu begeistern. Wie heißt es so schön Konkurenz belebt das Geschäft – und macht die Klemmbausteinwelt noch vielfältiger und bunter…
In diesem Sinne auf guten Zusammenhalt – oder wie wir sagen würden – gute Klemmkraft!